Diese verrostete Milchkanne liegt seit über 75 Jahren in einem Bunker am Obersalzberg zwischen Holzsplittern und Schutt. Unter dem „Führersperrgebiet“, das Hitlers Bergresidenz umgab, bauten die Nationalsozialisten ab Sommer 1943 ein über sechs Kilometer langes Bunkersystem. Das Bergidyll war zu diesem Zeitpunkt ein Machtzentrum des NS-Regimes. Bis zu 6.000 Arbeiter mussten unter Zeitdruck Stollen und Kavernen in den Fels sprengen und modernste Ausstattung einbauen. Die Mehrzahl von ihnen waren Zwangsarbeiter aus Tschechien und Italien. Zweimal pro Schicht erhielten sie eine dünne Suppe, die in Milchkannen an die Einsatzorte gebracht wurde. Um Zeit zu sparen, fanden die Pausen unter Tage statt.
Mit dem Luftangriff am 25. April 1945 endeten die Arbeiten. Werkzeuge und Baumaterial blieben an Ort und Stelle liegen. Als 1999 die Dokumentation Obersalzberg eröffnete, war der Bunker dennoch fast leer. Er war von Einheimischen, Soldaten und Tourist*innen geplündert worden. Nur die Milchkanne war übriggeblieben.